(JT) Nach unserem Sommertörn 2015 erholen wir uns einige Wochen durch Nichtstun, was wir jedoch zunehmend als anstrengend empfinden. Naja, natürlich gibt es eine Vielzahl sinnvoller Beschäftigungsmöglichkeiten, welche wir in Angriff nehmen könnten, wie beispielsweise Vorbereitungen fürs Studium treffen, Aufstocken unserer Geldreserven durch Arbeit oder Klugschnacken auf Partys. Dummerweise stört aber etwas unser Shi: Wir waren nicht in Kopenhagen. Das ist eine schwierige Situation, weil sie so handlungsunfähig macht. Abhilfe ist geboten. Wenn man solch eine Erkenntnis hat, finden wir, soll man das Übel an der Wurzel packen und zwar gleich! Nach einer Vielzahl rhetorischer Übungen, ergattern wir die Felix am 18.10.2015. Als drei Tage später unser Vater anruft und Hilfe beim Ablegen anbietet, haben wir bereits die Südspitze Langelands querab. Ziel Kopenhagen. Mit an Bord sind, wie auch im Sommer, Robin und Darius.

Am 22. Oktober hat Robin Geburtstag. Unser Plan war, dann irgendwo zu sein, wo man sich in netter Gesellschaft einen schönen Abend machen kann. Tatsächlich aber laufen wir an diesem Abend in Femø ein. Hier gibt es abgesehen von etwa 100 Einwohnern und einem kleinen Kiosk, der zwei mal pro Woche geöffnet hat, nichts. Also gar nichts.

Ist aber nicht so schlimm, wir verbringen einen wirklich netten Abend auf dem Boot.

Weiter geht es dann in Richtung Vordingborg und von da aus nach Kopenhagen. Auf letzterer Strecke fahren wir bei dem Versuch den Spinnaker im Fahrwasser zu setzten, einen großen Bogen auf eben diesem recht schmalen Wasserstreifen und haben wohl Glück, dass wir keine Grundberührung haben. Nach dem wir jetzt alle wach sind, soll es aber noch ein wundervoller Segeltag werden. Wir laufen mit dem großen Spinnaker und etwa 4 Windstärken von hinten die ganze Strecke mit Rumpfgeschwindigkeit.

In Kopenhagen bleiben wir vier Tage, welche wir mit Spaziergängen in die Stadt, gutem Essen und netten Abenden an Bord verbringen. Gemessen an Sønderjylland, dessen Kultur uns lange begleitet hat, empfinden wir die Kopenhagener als erfrischend und natürlich ist hier auch alles Hygge (zu deutsch etwa; es sich gut gehen lassen). Die Menschen sind freundlich, schick, hilfsbereit und es wird viel gelacht. Wenn man sich nicht kennt, sind Sprüche wie; „das ist deine Entscheidung“ wohl  passend, um den allgemeinen Charakter zu beschreiben. Man ist tolerant aber auch distanziert. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass sich das mit zunehmender Dauer der Bekanntschaft ändern kann. Anfängliche Distanz wandelt sich  auch mal in eine Art familiärer Beziehung.

 

Von Kopenhagen aus geht es in Richtung Helsingborg, wo wir nur einen Abend mit einem ausgedehnten Spaziergang und anschliessendem Saunagang verbringen, um dann am nächsten Morgen Richtung Samsø aufzubrechen. Etwa 100 sm liegen vor uns und wir starten bei einem Unheil versprechenden Morgenrot. Los geht es mit dem großen Spinnacker. Dieser bleibt aber nicht lange stehen, der Wind frischt schnell auf. Weiter geht es vorerst mit dem Groß und der Arbeitsfock. Später werden auch diese Segel Schritt für Schritt kleiner. So stehen wir gegen Mitternacht mit nur noch doppelt gerefftem Groß vor Ballen. Nach einem kurzen Blick auf die Karte, in das Hafenhandbuch und auf das Log, welches uns verrät, dass wir die Wellen mittlerweile mehr runter surfen als segeln, entscheiden wir, dass es wohl keine gute Idee ist, unter solchen Bedingungen in den Hafen zu einzulaufen. Wir segeln weiter auf die Leeseite von Samsø, wo wir dann in Kålby Kås einlaufen. Nach unserer Ankunft notieren wir im Logbuch 103 gesegelte Meilen in 16 Stunden. Nach einem Ankunftsbier fallen wir zufrieden und glücklich in die Koje.

Von Samsø aus geht es dann über Fredericia nach Apenrade, wo Robin und Darius uns verlassen. Wir besuchen alte Schulfreunde und segeln bei Nebel und Regen zurück nach Flensburg.

Als besonders schön haben wir die leeren Häfen und das Gewitter freie Herbstsegeln empfunden.

Wir haben sehr viele, schöne Eindrücke und Erfahrungen gesammelt.

Wir finden, es gibt Dinge die man einfach tun muss. Die nächste Reise wird kommen...