Göteborg

(RS) Nach der ganzen Schleuserei sind wir alle ziemlich kaputt, und so entscheiden wir uns dazu, eine Nacht in Sjötorp zu verbringen, obwohl der Wind eigentlich ziemlich gut gewesen wäre. Wir lernen allerdings einen ziemlich netten Bootsbastler kennen, welcher gerade an seiner schönen 43 Fuß Yacht herumtüftelt, und mit ihm unterhalten wir uns ein wenig bevor wir uns noch einmal den Ort anschauen, um danach ziemlich fertig in die Koje zu fallen. Unser Plan für die nächsten Tage ist, den Vänernsee ein wenig zu erkunden, und so machen wir uns am 30.8. auf nach Karlstadt, 40 nm nördlich von Sjötorp. Das Wetter ist sehr gut, und so rauschen wir mit 6 Knoten am Wind über den drittgrößten See Europas und freuen uns alle sehr, endlich mal wieder den Horizont um uns herum zu haben, und das auf einem See. Sehr beeindruckend. In Karlsatdt angekommen, werden wir mitgenommen in die Stadt, wo wir einige Einkäufe erledigen und bei Subway essen gehen. Den nächsten Tag verbringen wir damit, etliche Besorgungen zu machen, was den ganzen Tag dauert, allerdings auch erfolgreich endet. Wir erstehen unter Anderem einen neuen Dieselfilter und Filme für die Kamera. Karlstadt gefällt uns allen doch sehr viel besser als vorher angenommen, hatten wir doch gar nicht so eine große Stadt mitten in Schweden vermutet. Am nächsten Tag nehmen wir uns fest vor, eine Ankerbucht zu finden um unser erstes eigenes Ankermanöver zu vollbringen. Diese Bucht finden wir gegen Abend auch, und so verbringen wir eine ruhige Nacht als einziges Schiff in der Bucht und vertrödeln uns die Zeit mit Angeln und Kochen, wobei ersteres allerdings eher weniger erfolgreich ausfällt. Tags darauf erst einmal ein bizzarer Anblick; über Nacht sind auf der Felix offenbar hunderttausende Fliegen/Mücken verendet, welche nun durch den Morgentau wie festgeklebt zu sein scheinen. Nützt ja alles nicht, also schnappen wir uns Pütz und Besen und sind die erste Stunde des Tages auf jeden Fall schonmal beschäftigt. Das Segeln des Tages soll uns allerdings mit Spinnaker mitten durch die Schären führen, wo man mit 6-7 Knoten besser nicht auflaufen sollte. Wir haben Glück, unser risikoreiches Spiel wird nicht bestraft. Am Abend schläft der Wind leider komplett ein, und so motoren wir die letzten Meilen bis ins malerische Sunnunå. Am fünften, und damit letzen Tag auf dem See, haben wir unseren schönsten Segeltag; vorm Wind, mit ausgebaumter großer Genua und unter Groß geht es Richtung Vänersborg, wo auch der Eingang zum Trollhätta Kanal liegt, welcher uns nach Göteborg -und damit endlich wieder auf die Ostsee- führen soll. Wir surfen die Wellen mit 8 Knoten und mehr herunter, haben Spaß wie schon lange nicht mehr und sind fast schon traurig, als die Brücke von Vänersborg auftaucht. Wie es der Zufall so will, läuft die Aries nur kurz nach uns ein und wir beschließen, zusammen durch den Trollhätta zu fahren. Das wird sich noch als für uns sehr vorteilhaft herausstellen, da wir uns natürlich kaum erkundigt haben, Georg und Berbel allerdings sehr wohl.

Die ersten Stunden des äußerst regnerischen Tages verbringen wir mit Warten vor der ersten Brücke, danach geht alles allerdings sehr zügig, und gegen Abend sind wir durch die Schleusentreppe von Trollhätta durch. Dieser Ort, welcher dem Kanal seinen Namen gegeben hat, ist sogar in Besitz von 3 Schleusentreppen direkt nebeneinander, 2 davon allerdings nicht mehr in Betrieb. Am Fuße der 1844 erbauten zweiten Schleusentreppe schlagen wir unser Nachtquartier auf, schießen noch einige hoffentlich schöne Bilder mit der analogen Kamera und machen uns anschließend einen netten Abend mit Georg und Berbel auf der Felix mit Muscheln, Gulasch, Pudding und Bier. Leider bekommen wir nicht die Chance, uns in dem Ort noch etwas genauer umzuschauen, da wir am nächsten Morgen bereits um 7 Uhr ablegen, um rechtzeitig in Göteborg anzukommen. Der Tag gestaltet sich als ebenso unspektakulär wie der vorherige, allerdings kommen wir zu dem Entschluss, dass der Trollhätta Kanal uns allen besser gefallen hat als der Göta Kanal, besonders was die Natur und Umgebung, sowie die Schleusen (viel größer und dadurch sehr viel angenehmer) angeht. Am frühen Nachmittag erreichen wir Göteborg, verabschieden uns diesmal wohl endgültig von unseren Freunden der Aries, sie zieht es nämlich weiter in die Schären. Wir dagegen lassen es uns erstmal gutgehen in Göteborg, wo wir quasi mitten in der Stadt liegen. Die Tage in Göteborg gestalten sich als sehr abwechslungsreich, die zweitgrößte Stadt Schwedens gefällt uns von Tag zu Tag besser. Unter Anderem lernen wir eines den ungarischen Backpacker Bátor kennen, welcher seit 3 Jahren bereits durch Europa reist, nur mit seiner Tasche, einer Mundharmonika und einer jüdischen Harfe bewaffnet. Wir sind uns auf Anhieb symphatisch, und ganz zufällig sucht er auch noch nach einem Schlafplatz, wobei wir ihm dann behilflich sein können. Wir verbringen also einen netten Abend auf dem Schiff, machen uns am nächsten Tag auf zum botanischen Garten, bevor Bátor uns wieder verlässt, es zieht in nach Griechenland. Falls jemand an seiner überaus aufregenden Geschichte interessiert sein sollte, so kann man ihn unter https://www.facebook.com/batorbotond/?ref=br_rs auf seiner Reise begleiten. Des Weiteren machen wir ausführliche Stadtrundgänge, lernen ein paar sehr interessante einheimische kennen und besuchen das Volvo Museum, welches sich aber auf Grund der geschlossenen Volvo Ocean Race Ausstellung als Reinfall entpuppen soll. Friedrich lässt übrigens noch seinen Zahn wieder reparieren, es werden noch einige Dinge in der Stadt besorgt, und dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen von Göteborg. In Skagen wird Tjark dazu steigen und uns für etwa 10 Tage begleiten.