Mariehamn

(RS) Nach 4 Nächten und beinahe 5 Tagen in Tallinn, für mich natürlich - da ich noch nie in Estland gewesen bin - deutlich spannender als für die drei anderen Jungs, habe allerdings auch ich den Regen und die starken Winde satt und habe ordentlich Segelhunger entwickelt.

So kommt es also, dass wir am Dienstag, den 8. August, erst Darius verabschieden müssen auf Grund einer wichtigen Prüfung, welche er noch vor seinem Studium ablegen muss, danach aber auch endlich selbst ablegen können. Der Wind steht günstig, weht er doch mit 2-3 Beafourt aus Südwest, und auch der Wetterbericht sieht relativ vielversprechend aus für die nächsten Tage, obwohl kreuzen natürlich an der Tagesordnung steht, das war uns nunmehr nur noch 3 Jungs natürlich schon vorher klar. Um 13:30 Uhr also heißt es ’’Leinen los’’, und auf Richtung Mariehamn, etwa 165 sm entfernt, in der Einfahrt des Bottnischen Meerbusen.

Der erste Tag auf See gestaltet sich sehr entspannt, wir kreuzen unter Groß und Arbeitsfock unter Naissaar durch, und obwohl wir uns eigentlich vornehmen, an der südlichen Küste zu bleiben, segeln wir immer weiter gen Norden, was sich später noch als vielleicht nicht den cleversten Weg ausweisen wird.. Wie dem auch sei, der Wind lässt gegen Abend deutlich nach, heißt er ist nicht mehr vorhanden, und so schaukeln wir irgendwo zwischen Estland und Finnland rum, langweilig wird uns aber auf Grund der vielen Fähren und Kreuzfahrtschiffen trotzdem nicht. Das ständige Ausschau halten und Sprüche wie ,,Wo kommt eigentlich die Insel her? Ist die schon länger da?‘‘, ,,Fährt der uns über’n Haufen?‘‘ ,,Ah, also die Chance, dass er uns genau trifft, also die 10 Meter… 1 von Tausend vielleicht..‘‘ halten uns wach und heitern uns auf.

Der Wind jedoch bleibt erst einmal aus, die Nachtwachen, welche ab 23 Uhr in 3-stündigen Intervallen durchgeführt werden, (Friedrich die erste bis 2 Uhr, Robin die zweite und Jakob die dritte von 5-8 Uhr) verlaufen ohne besondere Zwischenfälle, und während wir bei schimmerndem Vollmond nur ein paar Meilen südlich der finnischen Schären unterwegs sind, schleicht sich so gegen 5 Uhr morgens, zusammen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang über Finnland auch der Wind wieder ein und dreht auf S,SE. Später am Morgen wird die Arbeitsfock dann erst gegen den Gennaker, später sogar gegen den großen Spinnaker ausgetauscht. Da wir alle drei nicht besonders scharf darauf sind, Nachts durch die Schären zu segeln, ändern wir kurzerhand unseren Plan, heißt wir segeln bis es dunkel wird, suchen uns eine schöne finnische Schäre, machen dort fest und warten bis es wieder hell wird, um dann ausgeruht am nächsten Tag in Mariehamn einzulaufen. Als es allerdings bereits 21 Uhr ist, die Schären noch zu weit entfernt sind, und wir merken, dass wir ja eigentlich einfach die Nacht unter den Schären hindurch segeln können, entscheiden wir uns kurzerhand dafür. Mit der Nacht kommt auch der Wind, aus SSE mit guten 4 Beafourt nun, also Spi und Groß weg und nur unter Arbeitsfock 5-6 Knoten, das Barometer fällt und fällt.. Wir sind nun sehr nahe dran am Fahrwasser, und die großen Kreuzfahrtschiffe fahren teilweise so dicht an uns vorbei, dass wir deren WLAN empfangen können (leider durch einen Code gesichert). Der Rest der Nacht verläuft zwar etwas ruppiger, unter doppelt gerefftem Groß und mit einem Reff in der Fock erreichen wir gegen 10 Uhr morgens aber die ersten Schären der Åland-Inseln. Diese bieten uns einen wunderschönen Anblick, und nachdem wir durch das enge Fahrwasser segeln, erreichen wir um 12:30 Uhr, nach 47 Stunden, einen der Häfen von Mariehamn, den MSF.

Dort angekommen, führt uns der erste Weg zum Supermarkt um Fleisch und Bier zu besorgen, wir packen zum allerersten(!!) Mal den Grill auf der Reise aus und lassen uns das richtig gut gehen! Den zweiten Tag in Mariehamn beginnen wir mit einem mehr als nötigen Waschtag, um es uns danach in der Sauna gemütlich zu machen. Obwohl man nach 21 Uhr nur noch in Bars Alkohol kaufen kann, wird die Nacht unter Anderem dank unseren schwedischen Nachbarn sehr lang…

Am darauf folgenden Katertag wird die Hauptstadt der Ålandinseln erkundet, und neben der wunderschönen Landschaft und einigen anderen Häfen, schauen wir uns den aus der Zeit der ‘‘Flying P-Liner‘‘ stammenden Windjammer, die Pommern, etwas genauer an. Denn aus Mariehamn fuhren in den 20er- und 30er-Jahren die größten damals noch existierenden Großsegler des Reeders Gustaf Erikson. Aus der damaligen Flotte von bis zu 21 Windjammern existieren heute noch 4 Schiffe, unter Anderem die Passat, welche als Museumsschiff in Travemünde liegt, und eben die Pommern, welche noch in Mariehamn liegt.

Die Felix ist derweil wieder segelklar, und während wir noch einen letzten Tag auf den Ålands mit Laufen- und Essengehen verbringen, freuen wir uns tierisch auf die schwedischen Ostschären und unseren Törn nach Stockholm, welcher am nächsten Morgen starten soll. Und wir sind uns alle sicher: das war nicht unser letzter Trip zu den Ålands!