Helsinki

 

(FT) Unter Spi geht es immer nach Norden, in das nur 50 Meilen entfernte Helsinki. Etwas aufgeregt sind wir schon, denn dort erwarten uns die allerersten Schären, die wir vom Wasser aus sehen werden. Bei Nebel und einer einzigartigen Stimmung schleichen wir durch eine trüb glitzernde See. Nach 11 Stunden erahne ich die ersten Umrisse der Stadt. Doch wie sich wenig später herausstellt sehe ich nicht die Stadt, sondern die Umrisse einer Vielzahl an Spinnakern. Ein Wundervolles Panorama denke ich mir, dem sich nur wenig später die Umrisse der Schären hinzufügen. Im Logbuch vermerke ich: „ich glaube es wir eine Hassliebe, ich wage nicht daran zu denken, wie aufmerksam hier navigiert werden muss, doch hätte ich mir auch nie träumen lassen wie schön es hier ist.“.

In Helsinki angekommen machen wir wie üblich unseren ersten Landgang. Dabei versuchen wir herauszufinden, wo die Bushaltestelle der Linie 415 ist, denn Robin kommt vom Flughafen, jetzt mit bestandenem Abitur um uns für den Rest der Reise zu begleiten. Mit dem einen oder anderen Bier verbringen wir den Abend zu fünft, so wie wir es schon früher in der Segelschule gemacht haben, um uns wehmütig am nächsten Tag von Justus zu verabschieden. Der hatte uns in den letzten Wochen eine Menge Spaß bereitet und wir hoffen ihn bald wieder zu sehen.

Helsinki ist mit rund 630.000 Einwohnern die mit Abstand größte Stadt, sowie politisches, wirtschaftliches, wissenschaftliches und kulturelles Zentrum Finnlands. Sie gilt als Hochburg des Klassizismus, so gaben sämtliche in der zwischen 1830 und 1852 gebauten Gebäude der Stadt den Beinamen „Weiße Stadt des Nordens“. Viele Gebäude dieser Epoche entstanden alle in einem kurzen Zeitraum nach der Besetzung Finnlands durch Russland 1812. Zu dieser Zeit wurde Helsinki zur neuen Hauptstadt des neugegründeten Großfürstentums Finnland bestimmt und löste so Turku als wichtigste Stadt des Landes ab. Man beauftragte den deutsch-finnischen Architekten Carl Ludwig Engel der ein repräsentatives Zentrum nach dem Vorbild St. Petersburg erschaffen sollte.

Zwei weitere Abende verbringen wir hier wobei wir wie üblich versuchen in Kontakt mit Einheimischen zu treten. Eine große Hilfe dabei ist der altbewährte Alkohol, der hier allerdings unbezahlbar ist. Wir verbraten unsere Reste von Bord und machen uns auf in die Stadt. Mit ordentlich Promille landen wir erneut im Klub und erfahren hier, die Finnen brennen ihren Alkohol zu einem Großteil selber. Erst im Morgengrauen schaffen wir es zurück. Da keiner von uns den Code für die verschlossene Tür zur Hafenanlage mitgenommen hatte, müssen wir unser turnerisches können unter Beweis stellen. Wir klettern über den Zaun zurück und fallen todmüde in die Koje.

Leider so müssen wir feststellen haben sowohl Darius als auch Jakob ihre EC-Karte verloren. Bei einem Anruf im Supermarkt erfahren wir, dass wir zumindest Jakobs Karte in Tallinn zurück bekommen und so machen wir uns auf den Rückweg. Bei einer ordentlichen Stange Wind, und bis 2,2 Meter See ist der Rückweg schnell geschafft. Von dort wollten wir gleich weiter Richtung Åland, doch bereiten uns zwei Tiefdruckgebiete Sorgen und wir entscheiden uns ein besseres Wetterfenster für diesen Törn abzuwarten. Um uns die Zeit zu vertrödeln mieten wir uns eine Jolle vom Typ RS 500 und lassen ein bisschen Dampf ab. Leider verliere ich als ich die Spischot für einen Augenblick in den Mund nehme einen Teil meines Schneidezahns, der vor einem halben Jahr bereits einmal geflickt wurde. Aus Angst vor unsauberer Arbeit werde ich mit der erneuten Reparatur bis Deutschland warten.

Am 08 August verlässt uns auch Darius, der uns bis hier hin ein treuer Begleiter gewesen ist.