St. Petersburg

(FT) Nach einer achtstündigen Busfahrt mit einstündigem Stopp an der russischen Grenze erreichen wir St. Petersburg. Es ist sechs Uhr morgens und das erste, was ich zu Gesicht bekomme, sind Schnapsleichen, die ihren wohlverdienten Schlaf im Gebüsch nachholen. Da wir erst gegen mittag in unserem Hostel einchecken können, besorgen wir uns einen Kaffeé und machen uns auf die Suche nach der Erimitage. Der Name „Hermitage“ stammt aus dem Altfranzösischen und bedeutet Einsiedelei. Hierhin zogen sich die Zaren vom politischen Alltag zurück, um sich mit Kunst und Unterhaltung auseinanderzusetzen. Die Eremitage, sowohl als Gebäudekomplex, als auch als eigenständige Kunstsammlung, hatte die  russische Kaiserin Katharina die Große bauen und mit Gemälden füllen lassen und ist als Gesamtwerk heute eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.

Viele Stunden verbringen wir dort, viel grübelnd über dort ausgehängte Bilder und Statuen. Auch das von uns in der Schule erworbene Wissen hilft uns hier weiter, doch wie wir feststellen, an so richtig viel können wir uns nicht erinnern. Ein wenig schade ist das schon, doch bin ich der Auffassung, man besucht Schulen, um zu lernen, wie man lernt und nicht zum stumpfen Auswendiglernen. So freuen wir uns über das noch vorhandene Wissen.

Nach einem sehr langen Tag fallen wir erschöpft ins Bett.

Am nächsten Morgen haben wir einen weiteren langen Tag vor uns, denn Justus hat Geburtstag. Dennoch möchte ich nicht auf mein Kulturprogramm verzichten. Gemeinsam frühstücken wir ausgiebig und machen uns auf den Weg zum Petershof, der ehemaligen, Königlichen und Kaiserlichen Residenz. Zar Peter I ließ sie nach der Schlacht bei Poltawa 1709 als zeitmäßige Residenz errichten und schnell sollte sie ein Wahrzeichen der Großmacht Russlands werden.

Ziemlich erfreulich finde ich auch, der etwas außerhalb liegende Palast wird mit Tragflächenbooten erreicht. Das sind Boote, die bei einer gewissen Geschwindigkeit ein bisschen aus dem Wasser abheben und so mit deutlich höheren Geschwindigkeiten unterwegs sind.

Am Abend setzten wir uns in eine Bar, um auf Justus anzustoßen. Die sehr gastfreundlichen Russen sind auch sehr kontaktfreudig. Unseren Vermutungen nach, liegt das am Alkoholkonsum. So dauert es nicht lange, ehe wir ins Gespräch kommen und erst nach einer sehr langen Nacht im Morgengrauen unser Hostel wiederfinden und auch unseren verdienten Schlaf nachholen.

Mit Kater geht’s dann am nächsten Morgen noch einmal zur Metro, die gleichzeitig als Atomschutzbunker verwendet werden kann. Besonders beeindruckend sind die langen Rolltreppen, die zu dem weltweit tiefsten U-Bahnnetz führen. So liegt das im Durchschnitt bei 50 bis 75 Meter unterhalb der Oberfläche. Eine Station liegt sogar in über 100 Meter Tiefe. Die Stationen der aus den 50 Jahren stammenden ersten Linie sind alle in einer opulenten, tempelartigen Säulenarchitektur gestaltet. Die Stationen Awtowo und Puschkinskaja aus dieser Epoche zählen zu den prunkvollsten U-Bahn-Stationen der Welt.

Nach einem viel zu kurzen Aufenthalt in Russland machen wir uns zurück auf den Weg nach Tallinn, wo unser Schiff seelenruhig und unbeschadet wie ein Zuhause auf uns wartet.

Wir sind fest davon überzeugt ein weiteres Mal in diese schöne Stadt zurückzukehren.