Riga

(FT) Unser Weg nach Riga beginnt mit großer Genua, Großsegel und 6,5 Knoten Fahrt. Leider ist dieser Zustand nicht lange zu halten und wir müssen bei immer weniger werdendem Wind bald auch kreuzen. Nach einigen Stunden kompletter Flaute treiben wir rückwärts. Gespannt beobachten wir wie sich westlich von uns, eine dunkelviolette Wolkenformation bildet. Aus Angst vor Gewitter laufen wir in den nächsten Hafen Lipaja. Dass wir keine Karten oder etwa ein Handbuch besitzen stört uns recht wenig.

Dort angekommen essen wir in einer Kneipe am Hafen, welche mit interessanten Namen lockt. So gibt es hier Burger wie „Obama shot Osama“, „Big Stinky Mexican“ oder „Dictator Hugo Chaves“. Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Riga. Doch auch dieses Mal schaffen wir es nicht, wieder ist Gewitter der Grund. Immerhin 130 Seemeilen kommen wir voran, bis Roja. Ein interessantes kleines Fleckchen Land auf der Westseite des Rigaischen Meerbusens. Besonders auffällig hier die Hafengeldabgaben die wir leisten müssen. Für 34 Fuß zahlen wir hier 25 Euro die Nacht. Vielleicht ein Omen für Riga?

Auch ein weiterer Tag auf See soll uns nicht bis Riga führen, denn wieder haben wir absolute Flaute und sind uns zu schade den Motor anzuschmeißen. So schaffen wir es bis abends in das nur wenige Meilen entfernte Engure. Das ganze Dorf ist in Partystimmung, doch lassen wir uns nicht verlocken und verbringen einen gemütlichen Abend auf dem Boot. Dabei beobachten wir gespannt einen Einbruch. Zumindest vermuten wir das. Aufmerksam werden wir durch das lästige Heulen einer Alarmanlage, gefolgt von Taschenlampenleuchten in einem zerfallendem Gebäude. Dieses steht im Hafenbecken und ist nur durch eine Brücke zu erreichen. Wir fragen uns welche Fluchtoptionen sich die Kriminellen bereithalten, ein Boot sehen wir nicht.

Mit neuem Diesel geht es dann am 09 Juli weiter Richtung Riga.

Riga ist eine wunderschöne Stadt. Das ist zumindest unser erster Eindruck, als wir dort ankommen. Eine gut erhaltene Innenstadt lockt mit einer blühenden Cafékultur. Besonders auffällig sind dabei die aus dem 19 und 20 Jahrhundert stammenden Jugendstilbauten. Fast die Hälfte aller Häuser des Stadtkerns stammen aus dieser Zeit. Mit 706.000 Einwohnern (Stand 2010) ist sie sowohl die größte Stadt des Baltikums, als auch politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes.

In der Hauptstadt besuchen wir den dritthöchsten Turm Europas, den Fernsehturm (368m), von dem wir einen wunderschönen Blick über die Stadt haben. Als wir von dort zurück in die Stadt trampen, erfahren wir, dass 40 Prozent der Rigaischen Einwohner sich als Russen identifizieren. Mit nur 46 Prozent stellen die Letten nur eine knappe Mehrheit dar. Desweiteren lernen wir ein deutsches Pärchen kennen, mit denen wir gemütlich beisammen sind, quatschen und Bier trinken. Alex und Coco kommen aus der entgegengesetzten Richtung und überlassen uns antike Seekarten für die noch vor uns liegenden Strecken. Da wir sie gerade erst kennengelernt haben, sind wir überrascht und begeistert zu gleich. Schön das man sich unter Seglern noch so hilft und vertraut. Antik passt zu uns und so sehen wir voller Vorfreude dem noch 180 Seemeilen entfernten Tallin entgegen.