Klaipeda

 

(FT) Nachdem wir bereits einmal nach Klaipeda aufgebrochen waren, nun unser zweiter Versuch. Am 27.06 starten wir um halb eins morgens aus Hel, etwas früher als geplant. In der Hafenausfahrt bleiben wir unter Motor in den Wellen stecken. Ich frage mich schnell ob das wohl eine gute Idee war, doch Justus Enthusiasmus, sein zweiter, richtiger Törn auf der Ostsee, steckt mich an und so bin auch ich bald guter Dinge. Jakob und Darius liegen in der Koje, um uns am kommenden Morgen abzulösen.

Beim Segelsetzten bemerke ich, der Mond ist verschwunden und dementsprechend dunkel ist es auch. Lediglich einige Lichter großer Schiffe kann ich erkennen und komme zu dem Ergebnis, wir befinden uns ganz in der Nähe des Fahrwassers.

Nach einigen Stunden wird es wieder hell, Justus und ich genießen einen wunderschönen Sonnenaufgang und fallen dann zufrieden in die Koje. Jakob und Darius sehen aus, als hätte man sie in ihrer letzten Ruhe gestört, als wir sie wecken. Besonders gut haben sie wohl nicht geschlafen.

22 gesegelte Stunden später haben wir die ca. 130 Seemeilen hinter uns und freuen uns auf die wichtigste Hafenstadt Litauens.

Wer sich mit der Geschichte der Stadt beschäftigt wird schnell herausfinden, dass für die Litauer nicht viele Möglichkeiten bestanden, eine eigene Kultur aufzubauen. Die vielseitige Vergangenheit - von der Zeit des Ordens über Polen, Preußen, Schweden, Deutschland, das Memelgebiet und die Sowjetunion prägen die Stadt eindrücklich. Leider, so stelle ich fest, wurden sämtliche Sehenswürdigkeiten der ehemals nördlichsten Stadt Deutschlands im zweiten Weltkrieg zerstört.

Dessen ungeachtet wird überall gebaut. Die Stadt ist in Bewegung und ich bin gespannt, wie es sich hier in den nächsten Jahren entwickeln wird.

Eine ganze Woche verbringen wir hier, denn das Wetter ist weiterhin nicht auf unserer Seite. Stürmische Bedingungen auf der Ostsee mit Winden in Böen bis zu 50 Knoten halten uns im Hafen. Wir nutzen die Zeit, gucken uns die Stadt genau an, kaufen ein und gehen feiern. Besonders genießen wir auch die Tatsache, dass nicht weit unseres Bootes der Anleger für vorbeikommende Kreuzfahrtschiffe liegt und wir so Bekanntschaft mit hunderten deutscher Touristen machen. Erstaunlich viele von ihnen entwickeln, nach Erkennen unserer deutschen Nationalen, ein ungewöhnlich großes Interesse für den Segelsport. So bietet sich uns die Gelegenheit, ein bisschen Werbung für den Sport zu machen, denn leider gehört eben jener gefühlt zur aussterbenden Sorte. Meines Wissens nach, ist der deutsche Yachteigner im Schnitt 65 Jahre alt und so fühlen wir uns in unserer Altersklasse recht alleine.