Wir wollen los!

 

(JT) Nachdem Friedrich und ich die letzten Monate durchgeschuftet hatten, um ausreichend Geld für die Reise zu beschaffen, ist nun endlich der Zeitpunkt gekommen. Lange haben wir auf diesen Moment hingefiebert. Es ist ein besonders schönes Gefühl, die vielen, sehr entbehrungsreichen Monate der Plackerei in der Vorbereitung und Ausrüstung des Bootes münden zu lassen, in Erwartung vieler Freiheiten, welche mit der, vor uns liegenden, hoffentlich ereignisreichen und interessanten Seereise liegen werden.

Natürlich kommt es anders als geplant.

Es erweist sich als äußerst schwierig, an das bereits hart verdiente Geld heran zu kommen.

Auch das Schiff zeigt Macken, welche wir nicht auf dem Zettel hatten. So dauern die Vorbereitungsarbeiten länger, als gedacht. Mit zwei Monaten Verspätung kommen wir ins Wasser.

Nicht so schlimm könnte man meinen, die geplante Strecke ist auch in vier Monaten zu segeln, setzt dann aber voraus, dass wir lange Etappen segeln und entsprechend weniger Zeit für kreative Seitensprünge und lustige Planänderungen haben.

 

Auch nachdem das Boot im Wasser ist, will die Arbeit nicht weniger werden. Im Gegenteil: Es scheint als wollte uns jemand für den etwas schwierigen Start der Reise, der ohnehin schon einige Mühen und Anstrengungen gekostet hat, bestrafen. Denn auch im Wasser, wächst die Liste der dringend zu erledigenden Reparaturarbeiten stetig. Dazu kommen die Arbeiten, die auf die Zeit nach dem Kranen verschoben wurden, weil wir ja eigentlich los wollten.

 

Am Ende haben wir - bevor wir nach Eckernförde segeln - neben den alljährlichen Arbeiten alle Bolzen im Rigg erneuert, die beiden alten Vorstarge durch ein kräftigeres neues ersetzt, die alte Pinne repariert (ist bei dem versuch das Boot aus der Halle zu fahren zerbrochen) und eine neue gebaut, für den Fall, dass die alte nicht halten sollte.

Außerdem haben wir einen neuen Borddurchlass eingebaut, die Lichtmaschine zur Reparatur gebracht und das Schlauchboot, inklusive eines neuen Kieleinsatzes, fit gemacht. Dazu kommt noch ein Haufen kleinerer Arbeiten am Boot, an Deck und am Rigg, sowie ein neues Lifebeltsystem. Bei uns hat Sicherheit erste Priorität.

 

Dann geht es Richtung Eckernförde, einfach nur, um erstmal los zu sein. Aber das befriedigende Gefühl, dass sich spätestens in der Einfahrt vom Eckernförder Stadthafen breitmacht, verleitet uns dazu, das Boot erstmal zu unserer neuen Bude umzufunktionieren, sodass wir die ganze Zeit mit Freunden an Bord verbringen und uns auf bestimmt fünf Abschiedsfeiern "gehen" lassen, statt weiter am Boot zu arbeiten. Immerhin ist die Mannschaft jetzt komplett und wir verbringen seit längerem das erste mal wieder Zeit zusammen.

Nach etwa zwei Wochen in Eckernförde beschließen wir, einfach loszusegeln und alle weiteren Arbeiten unterwegs zu erledigen.