Rügen

(DK) Während der Rest der Crew noch schläft, legt Jakob am 11. Juni früh morgens alleine von Falster ab. Als Robin, Friedrich und ich uns dann einige Stunden später auch mal an Deck blicken lassen, ist der Gennaker schon gesetzt und wir segeln mit 6-7 kt Richtung Hiddensee - eine Tatsache, die uns gute Laune beschert! Während sich Jakob seine verdiente Ruhe gönnt und wir das zweite Frühstück, in Form von Dosenravioli, "genießen", flaut der Wind gegen Nachmittag ab. Etwa 10 sm vor Hiddensee ist der Wind dann genau so schnell weg, wie Friedrich rot auf der Nase. Wir lassen uns die Laune jedoch nicht vermiesen und legen unter blauem Himmel eine verdiente Badepause ein. Obwohl der Wind auch einige Stunden später noch ausbleibt und wir uns nur langsam fortbewegen, sind wir,aufgrund unseres fast leeren Dieseltanks,gezwungen weiterzusegeln. Nach guten 50 sm unter Segeln und ungefähr 3 sm vor unserem Zielhafen Vitte wird der Motor dann optimistisch angeschmissen. Durch die engen Fahrwasser zwischen Rügen und Hiddensee werden wir von keinen Seglern - dafür aber von umso mehr Mücken - begleitet. Bei unserer Ankunft im nördlichsten Hafen von Hiddensee ist es noch hell. Deshalb machen wir uns noch auf die Suche nach einer Dieseltankstelle. Während wir den kleinen Ort erkunden, müssen wir feststellen, dass es hier kaum Versorgungsmöglichkeiten gibt. Erst recht keine Tankstelle, denn Hiddensee ist Auto-frei. Was es hier gibt sind Fischbrötchen, sogar richtig gute, wie wir beim Frühstück am nächsten Tag gemeinsam feststellen. Gestärkt machen wir uns mit dem Fahrrad auf den Weg in den Nachbarort, da wir uns dort Diesel erhoffen. Als wir ihn erreichen und die Ortsschilder lesen, realisiere ich als erster, dass wir letzte Nacht den falschen Hafen angelaufen sind. Unsere Felix liegt eben nicht wie vermutet in Vitte, sondern in Kloster...
In dem weitaus belebteren Hafen von Vitte werden wir fündig, doch die dortige Dieseltankstelle hat zu unserem Frust nur von 17- 18 Uhr geöffnet. Auch ein Anruf beim Tankwart beschleunigt die Sache leider nicht, denn der besteht auf seine feste Arbeitszeit. Als uns bewusst wird, dass wir wohl einen weiteren Tag auf Hiddensee verbringen müssen, verschlechtert sich unsere Laune. Wir würden viel lieber heute schon weitersegeln, denn die Insel und ihre Bewohner haben es uns nicht gerade angetan. Die einzig nette Person hier scheint der Hafenmeister zu sein, der wohl gleichzeitig auch die einzige Person hier in unserem Alter ist. Im Vorfeld wurde uns gesagt, dass Hiddensee hauptsächlich besucht wird von "Pseudo-Reichen, die sich wie Thomas Mann fühlen möchten". Dieser Eindruck hat sich für uns bestätigt. Als wir dann aber abends nach einem Spaziergang (mit einigen Umwegen) noch zum Leuchtturm im Norden der Insel gelangen und die Aussicht genießen, denke ich mir: "Ist ja doch recht schön hier."

Am 13. Juni ist es dann soweit. Nachdem wir uns vormittags den Motor nochmal angeschaut haben und Jakob den Keilriemen, in der Hoffnung unser Problem zu lösen, ausgetauscht hat, machen wir eine ca. 25 sm lange "Probefahrt" nach Glowe. Der Plan ist das Boot dort noch etwas auf Vordermann zu bringen und von dort aus dann nach Bornholm zu segeln. Als wir das Fahrwasser und den Schutz der Inseln verlassen, haben wir herrlichste Bedingungen: Trotz der jeweils zwei Reffs in Groß- und Vorsegel umfahren wir das wunderschöne Kap Arkona mit 6- 8 kt. Die See ist richtig schön ruppig und unser Radarreflektor verabschiedet sich. Beinahe schon unglücklich darüber, dass der Spaß schon nach etwas mehr als vier Stunden vorbei ist, machen wir sicher im Hafen von Glowe fest. Nachdem wir diesen und die Umgebung ein wenig erkunden, stellen wir jedoch fest, dass wir das Boot hier wohl nicht fit für den Bornholm Törn machen können. Wieder einmal fehlen die richtigen Versorgungsmöglichkeiten, wie Segelmacher, Kfz-Mechaniker und Elektriker... 

Zum Leidwesen der gesamten Crew heißt das Ziel des nächsten Tages Sassnitz - erneut ein Törn mit peinlich geringer Distanz, wie wir finden. Bei 3- 4 bft aus West-Nordwest liegen die 15 sm schnell hinter uns und verlaufen ohne spannende Zwischenfälle; einzig erwähnenswert ist das Passieren der Kreidefelsen zur Mittagszeit - keine schlechte Kulisse. Das kann man vom Hafen von Sassnitz nicht behaupten. Selbst im Hafenhandbuch heißt es, er ist "kein beschaulicher Liegeplatz. Hier überwiegt der Industriecharme". Dafür finden wir hier aber alles, was wir brauchen und die Anwohner sind erfrischend freundlich.

Robin verlässt uns am 15. Juni, Abi steht für ihn an. Wir nutzen unsere Möglichkeiten und nehmen uns zwei Tage Zeit, um die Felix für längere Törns fit zu machen. Außerdem haben wir umgeplant: Anstatt nach Bornholm, werden wir nun non-stop nach Danzig segeln, wo unser Freund Justus zu uns stoßen wird. Mittlerweile haben wir wirklich genug davon, immer nur kurz auf dem Wasser sein zu können und sind dementsprechend motiviert, am Boot zu arbeiten. Am Abend des 16. Juni fühlen wir uns gut vorbereitet:

- Dieselfilter ausgetauscht, da Algen im Diesel
- Anti-Algen Additiv in den Tank gekippt
- Lifebelt gelegt
- Lifebelt-Öse im Cockpit installiert
- Kabel der Starterbatterie erneuert, da komplett durch
- Saling und Reling neu abgetapet zum Schutz der Segel
- Radarreflektor erneuert
- Kabeldurchlass am Mastfuss neu verdichtet
- vollgetankt
- Essen für zwei Tage vorbereitet
- 100 mal die Wettervorhersage überprüft

 

Die wenige Zeit, die uns noch in Sassnitz bleibt, verbringen wir mit unseren Nachbarn, einem sehr freundlichen älteren Ehepaar, welches uns mit Werkzeugen unterstützt hat. Zum Dank haben wir ihnen selbstgemachte Frikadellen rübergebracht, woraufhin wir auf ein Bier und einen Kurzen ihres allgäuischen Schnaps auf ihre Yacht eingeladen wurden. Beim Anblick ihrer "Altojo"- einer Aluminiumyacht, die wohl kaum Wünsche offen lässt - staunen wir nicht schlecht. Der Eigner erzählt uns, wie er eigenhändig über neun Jahre das Boot zusammengebaut hat (nachzulesen in der "Yacht" vom 4.2.2015). Wir verstehen uns super und werden am Ende zum Skifahren bei ihnen zuhause eingeladen; ein schöner Abschluss für unseren letzten Tag auf Rügen.