Gdansk

  

(FT) Nach unserem etwas längeren Aufenthalt auf Rügen, segeln wir mit vollem Elan in Richtung Danzig. Polen soll es sein, das Land der schönen Frauen und der billigen Zigaretten. Mit diesen Gedanken und frischem Wind verlassen wir gegen 07.30 Uhr am 17 Juni die Marina von Sassnitz. 210 Seemeilen etwa sollen das sein. „Gar nicht so weit“, denken wir nach einigen Stunden auf See, „schon fast ein Drittel geschafft“. Später stellt sich heraus, ich habe ein Kreuz falsch gesetzt - wir sind noch ein gutes Stück weiter zurück. Auch nach einigen weiteren Stunden erreichen wir den Punkt nicht und gehen mit einem flauen Gefühl in die Nacht.

 

Unsere Batterien sind ziemlich durch und der „Megapulse“1, den wir angeschlossen haben, hatte noch nicht genügend Zeit um seine Wirkung zu entfalten. Wir verbringen die Nacht ohne Plotter oder sonstige Elektronischen Geräte und hoffen, dass die Gesamtspannung nicht unter 12 Volt fällt. Da die Positionslichter die ganze Nacht über einiges an Strom ziehen, haben wir es plötzlich eilig mit dem Ankommen. Am Morgen frischt es wieder auf und dennoch setzten wir den kleinen Spinnaker. „Wenn es zu doll wird, können wir ihn immer noch runternehmen“, hört man es aus dem Boot kommen.

Der Wind legt zu, der Spi bleibt stehen und so segelt die Felix wie von der Tarantel gestochen. Es scheint als hätten es nicht nur wir eilig mit dem Ankommen“, steht es im Logbuch geschrieben. Eintrag vom 18 Juni. 12.40 Uhr

Später frischt es weiter auf, der Spi geht runter und bei voller Fahrt laufen wir immer der Sonne entgegen in die Danziger Bucht hinein. Um 24 Uhr kommen wir gerade noch rechtzeitig zur letzten Brückenöffnung an. Die hatte von uns keiner auf dem Zettel, nun scheint endlich mal alles zu funktionieren.

 

 

 

 

 

1 Apparat zur Wiederherrstellung der Speicherkapazitäqt einer Batterie.

 

Nach 40 gesegelten Stunden schlendern wir zum erstbesten Kiosk um Bier und Zigaretten zu besorgen. Letztere waren ziemlich knapp geworden und so sind wir froh, dass wir zu dieser Stunde noch fündig werden. Erledigt setzen wir uns hin und genießen das Bier.

 

Es dauert nicht lange bis wir unsere ersten Bekanntschaften schließen und so werden aus einem schnell mehrere Biere. Im Rausch trennen wir uns und schaffen es erst im Glühen der Morgensonne zurück aufs Boot. Die nächsten zwei Tage schlafen wir durch, ich für mich absolut überzeugt von den polnischen Frauen.

Danzig ist mit 460 Tausend Einwohnern die sechstgrößte Stadt Polens. Ihre Einwohner haben es geschafft eine nach dem Krieg völlig zerstörte Stadt mit viel Feingefühl so neu aufzubauen, dass sich die aus der Gothik und Renaissance stammenden Gebäude wunderbar in der neuen Architektur verlieren.

Mit Begeisterung atme ich die Stadt ein und besuche zur Krönung am letzten Tag die Marienkirche. Ich steige die etwas mehr als 400 Stufen hinauf zum Aussichtspunkt auf dem Dach der Kirche und genieße einen wundervollen Blick über die Stadt. Ich kann auch das Schiff sehen und mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Auch Justus ist inzwischen aus Den Haag angekommen um uns die nächsten vier Wochen auf unserer Reise zu begleiten. Ein alter Freund, der immer für einen Spaß zu haben ist und uns sicherlich mit viel Lebensfreude zur Seite stehen wird.